Freitag, 8. Januar 2016

Von alten Wegen und neuen Ziel; oder: Das Kind in mir

Bereits im Herbst habe ich gemerkt, dass ich müde war. Wovon? Das konnte ich nicht greifen.
Es hat vielleicht manch einer gemerkt, dass ich weniger Shootings gemacht habe als sonst. Nun, irgendwie hat alles sehr fade geschmeckt. Nach dem ich die Zeit hatte mich zu ordnen – nach der stressigen Weihnachtszeit habe ich mir ein paar Tage gegönnt, in denen ich meditierte, las, und zu mir kam – habe ich endlich eine Antwort dafür.


Ich liebe das Modeln, das Spielen mit dem Make-Up, das Eintauchen in eine andere Welt, die Menschen, die man dadurch kennenlernt. Also tat ich ja doch immer etwas, was ich liebte – warum war ich also dann so müde dessen?

Im September bin ich quer durch Deutschland gereist. Was ich nicht wusste war, dass es nicht nur eine Reise zu alten Freunden werden würde, sondern auch eine Reise zu mir. So viele Eindrücke begleiteten mich, die Sicherheiten alter Freundschaften mit den Reizen neuer Menschen, neuen Orten und neuen Erlebnissen. Ich lernte eine andere Sichtweisen. Am Ende der Reise war ich in Dresden. Und ich verlebte eine wundervolle Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass ich bedingungslos aufgenommen worden bin. Die Zeit war gekommen, meine Masken abzulegen. Sorglos lebte ich in den Tag, wie ein wohlgehütetes Kind. Wenn ich ein Glas Wein zu viel getrunken hatte, schlummerte ich friedlich für mich, ich hinterfragte nicht, ob ich mich jetzt lächerlich mache. Ich hatte seit langer Zeit das Gefühl, dass ich es gar nicht konnte. Ich lachte viel in diesen Tagen.

Als ich zurückkam, hatte ich keine Lust. Keine Lust auf Shootings, Make-Up und Trubel.

Ich weiß jetzt warum. Mir wurde gezeigt, was es war, was ich liebte. Das Kindliche, das Unbeschwerte, die Freiheit und die Kreativität.

Ich habe in Wirklichkeit nicht mehr das gemacht, was ich liebe. Ich befand mich unter stetiger Angst. Ich muss besser werden, ich muss gut aussehen, ich muss erschaffen – ansonsten bin ich nichts wert. Zusätzlich wurde mir wehgetan, von Menschen, die ich als Freunde erachtete. Leider waren es Menschen, mit denen es mich besonders glücklich gemacht hat, zu arbeiten. Die Freude, die Liebe zur Kunst, ja, sie zersetzte sich langsam.

Es war das Beste, was ich tun konnte, langsamer zu machen, bevor sie komplett weg war.. Ich machte wenig, aber dafür das, was mich glücklich macht. Ich verbrachte einige wenige, aber herrliche Shootingtage mit tollen Menschen, allen voran einen wundervollen Tag im Schloss Hummelshain, und ich merkte, wie ich wieder mehr Kraft bekam.

Deswegen kam ich zu folgendem Schluss, als ich über neue Ziele nachdachte:
Ich werde das machen, was ich liebe. Kunst soll mein Leben nicht erschweren, Kunst soll mir das Gefühl geben, dass ich frei bin – sie ist das Kind in mir. 

Im Alltag arbeite ich stetig daran, Werte und Tugenden zu verinnerlichen. Ich möchte ein Mensch sein, zu dem ich als Kind aufgesehen hätte.

Ich gebe mein bestes, furchtlos und mutig sein, mich dann einzumischen, wenn es nötig ist, und aufrichtig und ehrlich sein. Ich arbeite daran diszipliniert, und zielbewusst zu sein. Für mich als private Person, ist es nun ein großes Ziel uneingeschränkt reflektiert, objektiv, ruhig, demütig und gelassen zu werden. Ich möchte nicht, dass ich mein Leben egoistisch gelenkt von meinen Leidenschaften und Emotionen verbringe. Ich möchte zum Wohle aller, und somit auch zu meinem, handeln.

Doch das muss und will ich nicht in meiner Kunstperson sein. Sie ist der Teil in mir, der Kind ist. Sie hat Angst, sie ist wütend, sie ist gelenkt von Emotionen aller Art. Sie ist das Mädchen, was unabdingbar hasst, welches traurig ist, und das auch ohne Grund. Sie liebt stärker als sie sollte und sie wird auch die Falschen lieben, wenn sie es will. Egoistisch und sorglos – wie ein Kind. Sie ist ja auch ein Kind. Sie trägt nicht nur den Namen meiner Kindheit, sie ist es. Weitsicht kennt sie nicht. Sie ist nicht vorrausschauend. Sie ist es, die ihre größten Stärken und Schwächen zeigt, sie wird mit den schlimmsten Ängsten konfrontiert, sie ist es, die immer mehr will, sie ist es, deren Lieben groß und wundervoll sind, um dann schmerzvoll zu enden. Sie träumt unrealistisch und lebt in einer anderen Welt. Sie trägt ständig eine andere Maske, sie lügt, aber ist auch gnadenlos ehrlich, wenn sie es will.

Und mit ihr lerne ich, wie ich leben kann. Sie ist das, was in mir wohnt, was mich aber nicht kontrollieren darf. Aber in der Kunst darf sie es.

Damit das so bleibt, damit mir die Kunst weiterhin gut tut, muss sie so frei bleiben.

Und die Freiheit meiner Kunst, ist mein Ziel.

Denn nur so, tue ich, was ich liebe.

Fotos: Alexander Ott - AOM studio

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